Post by Gerrit BrodmannOn Mon, 25 Oct 2004 20:09:23 +0200, "Klaus Wegmann"
Post by Klaus WegmannPost by Gerrit BrodmannEr ist in seinen Augen der Künstler
schlechthin und nur er kann unfehlbar entscheiden, was richtig und
falsch ist.
Deshalb macht man doch Kunst.
Nein. Man macht IDR keine Kunst, um andere abzuwerten oder sie zu
bevormunden.
Ich finde die Frage interessant: Warum macht "man" denn eigentlich
Kunst?
Ich vermute darauf wird es letztlich so viele Antworten geben wie
Künstler, aber ein paar Tendenzen sind da meiner Meinung nach schon zu
erkennen.
Hier wird ja immer wieder die Meinung vertreten, Künstler sei ein Beruf
wie jeder andere auch, und für manchen mag das auch zutreffen, dennoch
zweifle ich dass das bei allen so ist, vor allem bei den "größeren
Kalibern".
Wenn man sich die Biographien berühmter Künstler durchliest, dann findet
man sehr oft verwundete Seelen, Neurosen oder noch Schlimmeres bis zu
schweren psychischen Erkrankungen, und gar nicht so selten auch Probleme
mit dem Ego, die sich dann zum Beispiel in Arroganz, Größenwahn oder
Unduldsamkeit gegen andere zeigen.
Ich bin der Überzeugung, dass die Kunst gerade bei den "großen"
Künstlern, die sich ernsthaft damit beschäftigen und ihr sozusagen ihr
Leben widmen, so eine Art Kompensation für etwas anderes ist, wofür auch
immer. Sei es, dass der Künstler sich nicht in der Lage sieht, ein
übliches Leben zu führen, sei es, dass eine Erkrankung ihn vom
"normalen" Leben ausschließt, eine enttäuschte Liebe,... der
Möglichkeiten gibt es da ja viele, auf jeden Fall nimmt die Kunst in
diesem Falle die Rolle eines Strohhalmes ein, nach dem der Künstler
greift, um seinem Leben einen Sinn zu geben, ein Ziel zu haben und sich
die Anerkennung zu erwerben, die ihm ansonsten versagt bliebe.
So unterschiedlich Künstler auch sein mögen, in einer Hinsicht scheinen
mir praktisch alle gleich zu sein, wenn es nämlich darum geht, dass
jemand ihr Werk angreift oder (aus ihrer Sicht ungerechtfertigt)
kritisiert. Und ich denke, dass dies gerade bei denen, die ihr Herzblut
einfließen lassen, sehr verständlich ist, ihre Werke sind dann ja quasi
ihre Kinder, ihr eigenes Fleisch und Blut, und jede Kritik trifft sie
dann natürlich persönlich. Ich denke hier liegt auch ein Grund für die
mangelnde Bereitschaft, sich mit einem Werk der Kritik hier in der
Gruppe zu stellen.
Ironischerweise steht dieser Zurückhaltung der Drang nach Öffentlichkeit
und Anerkennung entgegen, und gerade hier scheint mir auch ein weiteres
Urmotiv für küntlerisches Schaffen zu stecken: Ruhm, Applaus,
Unsterblichkeit durch das Weiterleben in den Werken. Banal ausgedrückt:
Der Künstler sucht nach Liebe und Anerkennung, hat aber Angst vor
Zurückweisung.
Hier dürfte auch ein Punkt liegen, an dem sich Spreu und Weizen trennen:
Der "echte" Künstler springt über seinen Schatten und präsentiert sich
der Öffentlichkeit, der reine "Liebhaber" begnügt sich mit dem engeren
Umfeld und seinen Träumen - und es möge mir keiner erzählen, dass er
nicht gelegentlich von Ruhm und Unsterblichkeit träumt. ;-)
[...]
Post by Gerrit BrodmannPost by Klaus WegmannPost by Gerrit BrodmannEs gab im Laufe der Zeit hier einige sehr interessante Leute
(praktische Künstler und Theoretiker), welche er, mit seiner Art Leute
anzugreifen und zu polarisieren, rausgeekelt hat
[...]
Post by Gerrit BrodmannIch kann ja mal in den paar Nachrichten schauen, die ich hier so als
Christian Brüning, Alexaner Hümer, Heinrich Stein (AKA GREY!), Kurt
'DOC' Fischer, Andreas Brands, André Müller, Ulrico Czysch, Manfred
Brandstätter sind so ein paar Namen von Leuten, von denen ich hier
lange nix mehr gelesen habe und die recht viel hier geschrieben haben.
Ich lese nach wie vor mit, und wenn mich ein Thema interessiert und ich
gerade Zeit habe, dann schreibe ich auch noch ganz gerne, kam in dieser
Kombination in letzter Zeit allerdings selten vor. Insofern ist es nicht
richtig, dass Hanjo mich rausgeekelt hätte, indirekt manifestieren sich
an ihm allerdings einige unschönere Strukturen dieser NG. Hier sind nur
sehr wenige Regulars, die sich alle mehr oder weniger schon kennen und
sehr oft in ihre alten erprobten Rollenspiele verfallen, da hat man dann
schon öfter den Eindruck einem alten Ehepaar beim Streiten zu lauschen,
das immer wieder von neuem die alte Leier singt. ;-)
Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass viele das Streiten mehr
interessiert als langweilige Diskussionen über Kunst, die in ihren Augen
schon ein ausgelutschtes Thema zu sein scheint, aber das ist wohl
typisch für das Usenet insgesamt, nicht speziell für diese Gruppe. Hanjo
mit seiner kontroversen und stichelnden Art passt da eigentlich ganz gut
rein, und es rührt sich ja auch immer was, wenn er jemandem den Knochen
oder Fehdehandschuh hinwirft.
Im Grunde bräuchten wir wahrscheinlich nur ein wenig frisches Blut, das
etwas neuen Wind in die NG bringt, aber nur mit Streiten oder Grabesruhe
werden wir das vermutlich nicht anlocken können. ;-)
Ansonsten gilt der alte Usenet-Grundsatz: Wer interessante Themen und
gekonnte Artikel lesen will, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und
schon mal mit dem Schreiben anfangen. ;-)
Kurt